Projektmanagement 

im Umfeld sozialer Arbeit


Soziale Arbeit: Besonderheiten

Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.
(Albert Schweitzer)

Soziale Arbeit ist ein breit gefächertes Berufsfeld, das sich durch seine Vielseitigkeit, Empathie und das Engagement für die Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen auszeichnet. Im Zentrum der sozialen Arbeit stehen der Mensch und seine Bedürfnisse. Diese professionelle Tätigkeit zielt darauf ab, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen, Individuen und Gemeinschaften zu stärken und soziale Integration zu fördern. Die Besonderheiten der sozialen Arbeit liegen in ihrem ganzheitlichen Ansatz, ihrer ethischen Grundlage und der besonderen Herausforderung, in einem oft komplexen und dynamischen Umfeld zu agieren. 


Eine der zentralen Besonderheiten der sozialen Arbeit ist ihr ganzheitlicher Ansatz. Soziale Arbeit betrachtet den Menschen immer in seinem gesamten Lebenskontext. Dies bedeutet, dass nicht nur die individuellen Probleme und Bedürfnisse einer Person berücksichtigt werden, sondern auch die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen, die ihr Leben beeinflussen. Der ganzheitliche Ansatz der sozialen Arbeit fordert von den Fachkräften eine umfassende Perspektive. Es geht nicht nur darum, ein spezifisches Problem zu lösen, sondern auch darum, die Ursachen zu erkennen und zu adressieren, die zu diesem Problem geführt haben. Beispielsweise könnte ein Sozialarbeiter, der mit einem obdachlosen Menschen arbeitet, nicht nur eine Unterkunft vermitteln, sondern auch psychosoziale Unterstützung anbieten, um die Person langfristig zu stabilisieren und wieder in die Gesellschaft zu integrieren.


Dieser Ansatz erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und die Fähigkeit, sich an die individuellen Bedürfnisse jedes Klienten anzupassen. Individualisierung ist daher ein wesentlicher Bestandteil der sozialen Arbeit. Jede Person bringt ihre eigenen Erfahrungen, Werte und Lebensgeschichten mit, und soziale Arbeit muss darauf abgestimmt werden, um effektiv zu sein.


Soziale Arbeit findet oft in einem dynamischen und sich ständig verändernden Umfeld statt. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter müssen auf Veränderungen in der Gesellschaft, der Politik und den Bedürfnissen ihrer Klienten reagieren. Dies kann beispielsweise durch Veränderungen in der Gesetzgebung, durch gesellschaftliche Trends oder durch plötzliche Krisen wie die COVID-19-Pandemie geschehen.

Diese Dynamik erfordert von den Fachkräften und ihren Organisationen eine klare Struktur und Veränderungsbereitschaft, wobei beides in sozialen Organisationen nicht immer so ausgeprägt ist, wie wir uns das wünschen würden. So ergeben sich oftmals die Fragen:


  • Wer ist dafür zuständig?
  • Wieviel Mehrarbeit kann ich noch leisten? 
  • Was machen wir, wenn keiner was macht? 


Und damit ergibt sich die Frage, welche Antworten Projektmanagement-Werkzeuge dafür liefern können. 


Braucht soziale Arbeit ein "besonderes" Projektmanagement?


Geht man dieser Frage genauer nach, lässt sich feststellen, dass es drei besondere Faktoren für die Projektarbeit in sozialen Organisationen gibt:


Zielgruppe / Personenkreis: Soziale Arbeit lebt von der Arbeit mit Menschen. Verändern sich Zielgruppen in ihrer Altersstruktur oder Hilfebedarfe, ändert sich die Ausrichtung der Projektarbeit. So können auch Änderungen in der Gesetzgebung Auswirkungen auf die Arbeit für die Zielgruppe zur Folge haben (wie u.a. das Bundesteilhabegesetz). Auch wenn ein Wirtschaftsprofessor streng genommen vom "Kunden sozialer Arbeit" sprechen würde, so ist es insbesondere die Gesetzgebung, die starken Einfluss auf die Zielgruppe nimmt. Eine absolute Kundensouveränität ist nicht immer gegeben. 


Finanzielle Ressourcen: Projektarbeit benötigt nicht nur personelle, sondern auch finanzielle Mittel. Gerade in entgeltfinanzierten Bereichen sind dafür oft keine Mittel vorgesehen, größere Rückstellungen für projektbezogene Arbeiten nicht vorhanden. Es ist also oft notwendig auch auf Drittmittel zurückzugreifen bzw. diese zunächst zu akquirieren. 


Personelle Ressourcen: Dieser Faktor ist direkt von dem vorherigen abhängig. Es versteht sich von selbst, dass oft selbst bei größeren Trägern mit eigenen Abteilungen für Organisationsentwicklung nur knappe personelle Ressourcen vorhanden sind. Projektarbeit läuft meist neben dem Tagesgeschäft. Die Miterarbeiterinnen und Mitarbeit sind damit Dreh- und Angelpunkt, wie Projekte in der Organisation umgesetzt werden. 

Es sind die personellen Ressourcen, auf die eine soziale Organisation maßgeblich Einfluss nehmen kann. Es braucht gut ausgebildete Mitarbeitende, die sich nicht bis zur Selbstaufgabe in Projekten verlieren, sondern Methoden und Stratgien kennen, um Projektarbeit zielführend leisten zu können. Im Einzelnen sind dafür u.a. folgende Kompetenzen notwendig: 


  • Hohes Maß an Selbst- und Zeitmanagement
  • Kenntnisse über Projektarbeit sowie Methoden und Instrumente
  • Fähigkeiten zur Teamführung und Kommunikation
  • Aufgaben delegieren
  • Überwachung von Aufgaben
  • Terminmanagement


Dazu kommt die Organisationskultur. Im Umfeld sozialer Organsationen steht natürlich das Miteinander im Vordergrund. Doch besonders die oft schwierige Arbeit mit den Adressaten sozialer Arbeit macht dieses Miteinander in vielfältigen Situationen schwierig. Anders herum gibt es auch die Kultur der Konfliktunfähigkeit, in der Diskurse nicht ausgetragen werden und Kommunikation zum Erlahmen kommt oder Gespräche im Hintergrund laufen. 


Das führt dazu, dass Projekte teilweise nur von Einzelnen abgewickelt werden oder aber strukturierte und zielführende Projektarbeit nicht möglich ist. Ein Projekt funktioniert dann gut, wenn Projektleitende sich gut organisieren, das Team zusammenarbeitet und jeder die Struktur kennt. 

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